Masamba Sinclair mietet bei Enterprise einen Ford und gibt in nach der vereinbarten Mietzeit wieder ab. Soweit so normal. Doch dann stellt er fest, dass er per Ford-App immer noch auf den Wagen zugreifen kann, obwohl den Wagen schon längst andere Kunden fahren.
Ob BMW, Volkswagen, Skoda oder Ford: Die meisten Neuwagen kommen heute mit ihrer eigenen App. In der Regel lässt sich damit das Auto orten oder der Benzin-Verbrauch abrufen. Teilweise lassen sich die Autos per App sogar starten und stoppen.
Voraussetzung dafür ist natürlich, dass nur der Fahrer die App für sein Auto freischalten kann. Der rechtmäßige Besitzer und das Auto müssen über ein Konto gekoppelt sein. Bei einigen Herstellern, wie etwa Skoda, wird der Fahrer etwa schon beim Abholen des neuen Flitzers noch im Verkaufsraum für sein Auto registriert.
Ford-App wird per Infotainment-System gekoppelt
Bei der Autovermietung Enterprise sieht man diese Sache allerdings etwas gelassener, wie der Amerikaner Masamba Sinclair jetzt feststellen musste. Als sich Masamba vor einigen Monaten einen Ford mietete, sah zunächst alles noch normal aus.
Kaum den Wagen abgeholt, installierte der technikbegeisterte Ingenieur sofort die FordPass-App und koppelte das Fahrzeug über das Infotainment-System. Alles funktionierte ohne Probleme, bis Sinclair das Auto am 31. Mai wieder bei der Enterprise-Station in Philadelphia ablieferte.
In den darauffolgenden Tagen stellte er nämlich fest, dass er immer noch Zugriff auf das Auto hatte. Die App wurde nicht deaktiviert und er konnte sehen, wo sich das Fahrzeug befindet und schlimmer noch: Immer noch starten und stoppen.
Keine Reaktion vom Autohersteller
Auch als der Wagen in der Zwischenzeit wieder von anderen Kunden gemietet wurde, konnte Sinclair immer noch per App auf das Auto zugreifen und natürlich auch orten – was einen erheblichen Verstoß gegen den Datenschutz darstellt.
Daraufhin machte er Ford per Twitter mehrfach auf das Problem aufmerksam, eine Antwort erhält er allerdings nicht.
@Ford I can still track and unlock the Expedition that I rented last week via the FordPass app. HUGE safety concern for all future renters. I submitted a solution via Ford New Ideas to solve this and it was denied. THIS NEEDS TO BE FIXED pic.twitter.com/dcdfLlPceJ
— Masamba (@MasambaS) June 4, 2019
.@Ford I returned this car two weeks ago and you’ve shown no willingness to allow rental companies to remove my access to unlock it and start the engine. Maybe I’ll just start randomly unlocking it. pic.twitter.com/MrBVU68Jh4
— Masamba (@MasambaS) June 14, 2019
Theoretisch fiele es natürlich in die Verantwortung des Autovermieters, die App wieder zu deaktivieren. Auf Nachfrage durch das Online-Magazin ArsTechnica erklärt Enterprise, dass man sich dem Problem durchaus bewusst sei.
Enterprise-Kunden sollen die App selbst deaktivieren
Sie würden Kunden mittlerweile daran erinnern, dass sie persönliche Daten aus dem Mietwagen vor der Rückgabe entfernen. Dazu zählen nicht nur Medien, sondern eben auch gekoppelte Apps – ob die Kunden das allerdings unter „Daten“ verstehen.
Ford sagt dagegen, dass alle Kunden – auch Autovermietungen – in der Nutzung der App geschult werden. Sie lässt sich entweder in den Einstellungen der App selbst trennen oder durch ein „Master Reset“ des Infotainment-Systems deaktivieren.
Dieses Zurücksetzen des Bordcomputers wird etwa auch beim Kauf von Gebrauchtwagen empfohlen. Insgesamt eine Vorgehensweise, die man auch dem Personal eines Autovermieters zutrauen sollte.
Für Enterprise scheint das allerdings eine unüberwindliche Hürde zu sein, denn Masamba Sinclair kann heute immer noch auf das Auto per App zugreifen – also fast fünf Monate später, wie das folgende Video zeigt.